Jeder, der Projekte leitet, kennt diese Momente: Ein externer Dienstleister liefert nicht rechtzeitig, eine Abteilung setzt plötzlich andere Prioritäten, Stakeholder haben widersprüchliche Erwartungen und am Ende läuft alles anders als geplant. Wie reagieren wir jetzt? Mit Frust, Druck und endlosen Mails? Oder mit Ruhe, Klarheit und einer lösungsorientierten Haltung?
Ich habe über die Jahre gelernt: Resiliente Führung ist kein Zeichen von Passivität, sondern eine der wichtigsten Fähigkeiten für erfolgreiche Projektleitung. Wer sich nicht von Chaos anstecken lässt, behält den Überblick, trifft bessere Entscheidungen und schafft ein Umfeld, in dem auch das Team ruhig und fokussiert bleibt.
Aber Gelassenheit ist in der Projektarbeit eine besondere Herausforderung: Oft haben wir nicht die volle Kontrolle über Abläufe und Ressourcen, sondern müssen mit unterschiedlichen Akteuren zusammenarbeiten, die eigene Ziele und Prioritäten haben. Deshalb geht es nicht nur darum, selbst gelassen zu bleiben, sondern auch darum, diese Ruhe ins Team zu bringen. Gerade dann, wenn es stressig wird.
Führungskompetenz zeigt sich hier in der Fähigkeit, Veränderungen als Chancen zu sehen und das Team durch offene Kommunikation und Vertrauen zu stärken. So wird aus jeder Herausforderung eine Möglichkeit zum gemeinsamen Wachstum.
Inhalt:
Warum Resiliente Führung für Projektleiter entscheidend ist
Projektmanagement bedeutet oft Arbeiten unter Unsicherheit. Deadlines, unerwartete Probleme, sich ändernde Anforderungen – Stress ist quasi vorprogrammiert. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um?
- Wer hektisch wird, signalisiert Unsicherheit. Das Team spürt, wenn wir gestresst oder gereizt sind – und übernimmt diese Energie.
- Wer Ruhe bewahrt, hält das Team handlungsfähig. Eine gelassene Projektleitung vermittelt Sicherheit und sorgt dafür, dass auch unter Druck Lösungen gefunden werden.
- Wer alles kontrollieren will, blockiert den Fortschritt. In Projekten arbeiten oft viele Parteien zusammen – Kontrolle bis ins letzte Detail ist nicht nur unmöglich, sondern oft sogar kontraproduktiv.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Einmal kam kurz vor einem wichtigen Meilenstein eine zentrale Abteilung auf mich zu und teilte mit, dass sie ein Monat später liefern kann als geplant. Mein erster Impuls war, Druck zu machen – schließlich hing viele Folgearbeiten davon ab. Doch dann hielt ich inne und fragte mich: „Was kann ich jetzt wirklich beeinflussen?“ Statt mich aufzuregen, analysierte ich mit Ruhe die Lage: Gibt es Alternativen? Was ist der wirkliche Impact? Welche Lösungen gibt es?
Das Ergebnis: Ein kurzer Austausch mit den Beteiligten ergab, dass wir durch eine Umpriorisierung die Verzögerung auffangen konnten – und das Projekt trotzdem pünktlich fertig wurde. Hektik hätte hier nichts gebracht – Gelassenheit hingegen eine pragmatische Lösung.
Gelassen bleiben, wenn nicht alles nach Plan läuft – der Umgang mit wechselnden Prioritäten
Projektarbeit bedeutet permanente Veränderung. Externe Partner haben eigene Zeitpläne, Abteilungen setzen manchmal andere Prioritäten, Ressourcen stehen nicht immer wie geplant zur Verfügung. Hier zeigt sich: Wer in solchen Momenten gelassen bleibt, findet bessere Lösungen. Statt in Panik zu geraten, stelle ich mir in diesen Situationen drei Fragen:
- Ist das Problem wirklich kritisch – oder nur ungeplant? Nicht jede Planabweichung ist eine Katastrophe. Viele Dinge lassen sich durch Umpriorisierung oder pragmatische Anpassungen lösen.
- Habe ich direkten Einfluss darauf – oder ist es außerhalb meines Bereichs? Wenn ich es nicht ändern kann, akzeptiere ich es und arbeite mit den Möglichkeiten, die bleiben.
- Was ist die realistischste Lösung? Projektmanagement bedeutet oft, Druck aus dem System zu nehmen, anstatt ihn zu erhöhen.
Ein klassischer Fall: Ein externer Dienstleister liefert nicht pünktlich, und alle warten auf die nächste Phase. Die intuitive Reaktion wäre, ihn unter Druck zu setzen. Aber meine Erfahrung zeigt: Ein kühler Kopf bringt oft mehr. Vielleicht gibt es eine Teillieferung? Vielleicht können andere Aufgaben vorgezogen werden? Vielleicht gibt es eine alternative Lösung?
In solchen Momenten zahlt sich Gelassenheit aus – sie verhindert überstürzte Reaktionen und schafft Raum für pragmatische Lösungen.
Delegation vs. Abstimmung – Vertrauen in das Team aufbauen
In klassischen Führungssituationen kann man klare Anweisungen geben. In der Projektarbeit – besonders mit externen Teams oder internen Abteilungen – funktioniert das nicht so einfach. Hier muss man überzeugen, Erwartungen klar kommunizieren und eine Kultur des Vertrauens schaffen. Bedeutet:
- Klare Erwartungen setzen – aber nicht jeden Schritt vorgeben.
- Freiraum geben – aber durch regelmäßige Abstimmung den Überblick behalten.
- Fehler als Lernprozess sehen – statt durch Mikromanagement Eigenverantwortung zu ersticken.
Was habe ich gelernt: Je mehr ich versuche, alles zu steuern, desto mehr blockiere ich das Team. Stattdessen funktioniert es besser, wenn ich klare Ziele setze, dann aber loslasse und darauf vertraue, dass die Beteiligten ihre Aufgaben eigenständig umsetzen.
Ein Beispiel: In einem Projekt gab es eine kritische Schnittstelle zwischen zwei Teams, und es drohte, dass jeder nur auf seine eigenen Aufgaben fokussiert war, ohne das große Ganze im Blick zu haben. Mein erster Impuls war, mich ständig einzuschalten und jede Abstimmung selbst zu koordinieren. Aber anstatt mich in jede Mail einzuklinken und als Mittelsmann zu agieren, habe ich die Teams direkt miteinander abstimmen lassen.
Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass sie einen festen Austausch haben, bei dem sie selbst offene Punkte klären und Lösungen finden können. Das bedeutete für mich weniger operative Einmischung, aber das Ergebnis war erstaunlich: Die Teams übernahmen mehr Verantwortung, arbeiteten effizienter zusammen und fanden schneller pragmatische Lösungen. Ohne mich als „Flaschenhals“ dazwischen.
Die Erkenntnis? Manchmal ist es klüger, den Raum für direkte Kommunikation zu schaffen, anstatt als Projektleiter ständig selbst alle Fäden in der Hand zu halten. Das spart Zeit, reduziert Stress – und stärkt die Eigenverantwortung im Team.
Kurz gesagt: Nicht Kontrolle bringt Fortschritt, sondern Vertrauen.
Stakeholder-Management – Gelassenheit in schwierigen Abstimmungen
Ein weiterer Bereich, in dem Gelassenheit enorm hilft, ist das Stakeholder-Management. In Projekten gibt es oft verschiedene Interessen – und es ist unmöglich, es allen recht zu machen. Hier hilft mir die Regel: Nicht alles ist eine Diskussion wert.
- Manche Themen sind strategisch wichtig – hier lohnt es sich, (in Maßen) hartnäckig zu bleiben.
- Andere sind Detailfragen, die keinen großen Einfluss haben – hier kann man auch mal loslassen.
- Und manche Dinge klären sich mit der Zeit von selbst – ohne unser Zutun.
Ich habe mir angewöhnt, mit Ruhe zuzuhören, statt sofort zu reagieren (hier habe ich immer noch Luft nach oben). Oft löst sich eine Meinungsverschiedenheit schon, wenn man erst einmal alle Perspektiven anhört. Und wenn eine Eskalation unausweichlich ist? Dann hilft es, Fakten sachlich auf den Tisch zu legen, anstatt sich emotional hineinziehen zu lassen.
Gelassenheit bedeutet hier nicht, Probleme auszusitzen. Es bedeutet, Probleme mit einem klaren Kopf zu lösen.
Fazit: Gelassen bleiben, wenn es drauf ankommt
Projektarbeit kann chaotisch sein. Ist halt Daily Business und gehört einfach dazu. Pläne ändern sich, Prioritäten verschieben sich, und manchmal läuft nichts wie gedacht. Aber genau dann kommt es darauf an, wie wir als Projektleiter reagieren. Wenn wir selbst ruhig bleiben, geben wir dem Team Halt und sorgen dafür, dass alle handlungsfähig bleiben.
Gelassenheit bedeutet nicht, Probleme auszusitzen oder alles laufen zu lassen. Es bedeutet, den Fokus auf das zu legen, was wir beeinflussen können und bei allem anderen flexibel und pragmatisch zu bleiben.
- Was mir dabei hilft:
- Wenn sich Prioritäten ändern, nach Lösungen suchen, statt sich aufzuregen.
- Dem Team zutrauen, Verantwortung zu übernehmen, anstatt alles kontrollieren zu wollen.
- Stakeholder-Gespräche mit Ruhe führen, ohne in unnötige Diskussionen gezogen zu werden.
Der Effekt? Weniger Stress, mehr Klarheit – und Projekte, die trotz aller Herausforderungen vorankommen. Also: Mehr Gelassenheit, weniger Druck. Denn am Ende geht es nicht darum, alles perfekt zu machen – sondern darum, die Dinge gut und mit klarem Kopf ins Ziel zu bringen.
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