Ich erinnere mich an ein Projekt, das vor einigen Jahren ganz anders verlaufen ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Wir waren ein ambitioniertes Team, voller Motivation und Ideen, aber im Verlauf des Projekts begann die Stimmung zu kippen. Der Enthusiasmus wich Frustration, gute Ideen gingen im Durcheinander verloren, und die Fehler häuften sich. Was war passiert? In meiner damaligen Rolle als Projektleiter war ich oft in Details verstrickt, habe zwischen Teammitgliedern vermittelt und das Chaos versucht zu managen – mit mäßigem Erfolg.
Im Rückblick wird mir klar, dass ich mir selbst im Weg stand. Anstatt den Weg freizumachen, habe ich mich unbewusst selbst blockiert. Vertrauen verschwand, die Eigeninitiative versiegte, und die Kreativität im Team wurde erstickt. Der Stress und die Unsicherheit, die dadurch entstanden, hätten mit Clean Leadership reduziert oder zumindest abgeschwächt werden können.
In diesem Artikel möchte ich aufzeigen, wie ich dieses Chaos von Ängsten, Stress und Unsicherheit mit Clean Leadership hätte vermeiden können. Auch in meinem aktuellen Projekt stehe ich vor Herausforderungen. In Zukunft werde ich Clean Leadership bewusst anwenden, denn ich erkenne jetzt, dass ich viele Dinge zwar durch Trial-and-Error richtig gemacht habe, mir aber viel Schmerz hätte ersparen können. Die bewusste Anwendung dieser Methode wird meinem Team und mir in Zukunft dabei helfen, harmonischer, effizienter und mit mehr Freude zu arbeiten.
Inhalt
Was ist Clean Leadership?
Clean Leadership, ein Konzept entwickelt von David Kantor, bedeutet, den Raum für andere zu schaffen, um ihre Stärken zu entfalten, und dabei unnötige Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ähnlich wie beim Ansatz des Clear Leadership geht es darum, in der Kommunikation Klarheit zu schaffen, indem wir unsere Beobachtungen, Gedanken, Gefühle und Wünsche offen und strukturiert mitteilen. Ein zentrales Werkzeug hierbei ist der sogenannte Erfahrungswürfel, der unsere Wahrnehmungen in vier Dimensionen unterteilt:
- Beobachtung: Was nehme ich objektiv wahr?
- Gedanken: Welche Gedanken habe ich dazu?
- Gefühle: Was fühle ich in dieser Situation?
- Wollen: Was wünsche ich mir?
Durch diese bewusste Trennung der Dimensionen können wir Missverständnisse vermeiden und Klarheit schaffen. Es geht auch darum, auf die eigenen Gefühle zu hören und diese auszuhalten, anstatt sie zu unterdrücken. Es geht nicht darum, loszulassen, weil man keine Lust auf Verantwortung hat. Es geht darum, bewusst den eigenen Einfluss so zu steuern, dass andere ihre besten Leistungen erbringen können.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Ein Beispiel aus der Vergangenheit, wo es schiefgelaufen ist: In einem früheren Projekt war es meine Angewohnheit, mich tief in die Analyse einzuarbeiten, selbst Lösungsvorschläge zu machen und dann zu erwarten, dass das Team diese umsetzt. Das führte dazu, dass das Team sich passiv verhielt und wenig Eigeninitiative zeigte, da sie meine Vorschläge einfach abarbeiteten, ohne ihre eigenen Ideen einzubringen. Das Ergebnis war eine stagnierende Dynamik und viel Frustration, weil ich zu viel Kontrolle ausübte und zu wenig Raum für Kreativität ließ.
Wie es mit der Methode hätte sein können: Statt mich tief in die Analyse zu vertiefen, hätte ich damals die Ziele klar formulieren und den Raum für das Team schaffen sollen, ihre eigenen Lösungen zu entwickeln. Genau das habe ich diesmal getan: Ich habe klar formuliert, was das Ziel war, die Anforderungen geklärt und die Frage in den Raum gestellt: „Was braucht ihr von mir, damit ihr das Beste aus dieser Aufgabe herausholen könnt?“
1. Clean Leadership bedeutet Klarheit
In meiner Rolle als Projektleiter habe ich oft erlebt, wie schnell Missverständnisse entstehen, wenn wir Dinge voraussetzen, statt sie klarzustellen. Ein prägnantes Beispiel ist ein früheres Projekt, in dem sich ein Teammitglied von einer Kollegin übergangen fühlte, weil sie seine Idee nicht unterstützte. Das Problem? Die Kollegin hatte die Idee falsch interpretiert und dachte, es handele sich nur um einen groben Entwurf. Rückblickend weiß ich, dass ich versäumt hatte, eine klare Kommunikation zu etablieren und sicherzustellen, dass alle Teammitglieder dasselbe Verständnis haben. Ohne klare Kommunikation entstanden Spannungen, die das Projekt bremsten. Mit den Prinzipien des Clear Leadership wäre dieses Missverständnis gar nicht erst aufgetreten.
Ein wesentlicher Punkt bei Clean Leadership ist Klarheit. Klare Kommunikation, klare Ziele, klare Rollenverteilung. In meinem Beispiel von damals, als das Projekt aus dem Ruder lief, hätte ich durch mehr Klarheit und weniger Einmischung viele Probleme vermeiden können. Anstatt selbst als Schiedsrichter zwischen Teammitgliedern zu agieren, hätte ich ihnen das Vertrauen und die Werkzeuge geben müssen, Konflikte selbst zu lösen.
2. Offenheit und Ehrlichkeit – auch in schwierigen Situationen
Ein weiterer Aspekt von Clear Leadership ist die Offenheit – besonders in herausfordernden Situationen. Einmal standen wir in einem Projekt unter hohem Zeitdruck, und ich wusste, dass mein Team bereits am Limit war. Aus Unsicherheit, wie das Team reagieren würde, sprach ich die Belastung nicht direkt an und erweckte den Eindruck, die Situation sei weniger problematisch. Diese Zurückhaltung führte zu Frustration und Unmut im Team, da sie sich unverstanden fühlten. Mit der Zeit habe ich erkannt, wie wichtig es ist, auch schwierige Themen offen anzusprechen.
Seitdem setze ich bewusst auf klare Kommunikation in Stresssituationen und beziehe mein Team aktiv ein. Untersuchungen von Edmondson (1999) zeigen, dass psychologische Sicherheit entscheidend ist, damit Teams offen kommunizieren und effizient zusammenarbeiten können. Das Ergebnis? Ein gestärktes Vertrauen, eine offene Teamkultur und die Möglichkeit, gemeinsam kreative Lösungen zu finden. Psychologische Sicherheit, wie sie auch von Google in der Studie “Project Aristotle” als wichtiger Faktor für erfolgreiche Teams identifiziert wurde, trägt dazu bei, dass Teammitglieder ihre Meinungen frei äußern können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
3. Verantwortung fördern – durch klare Erwartungen
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus Clear Leadership war für mich, dass klare Kommunikation auch Verantwortung fördert. In einem Projekt hatte ich erlebt, wie ein Teammitglied kaum Input gab und immer passiv blieb. Damals war mir nicht bewusst, dass er nicht genau wusste, was von ihm erwartet wurde. Ich hätte klarer kommunizieren müssen, welche Rolle er einnimmt und wie er sich einbringen kann.
Durch die Prinzipien des Clear Leadership ist mir bewusst geworden, dass klare Erwartungen die Eigenverantwortung und das Engagement fördern. Studien (Hackman, 2002) zeigen, dass klare Rollen und Verantwortlichkeiten im Team entscheidend dazu beitragen, Vertrauen aufzubauen und die Produktivität zu steigern. Seitdem versuche ich, klare Erwartungen zu formulieren, damit jedes Teammitglied weiß, was von ihm verlangt wird. Diese Klarheit führt zu mehr Sicherheit und stärkerem Engagement im Team. Erst durch die Prinzipien des Clear Leadership lernte ich, dass klare Erwartungen die Eigenverantwortung und das Engagement fördern.
4. Konflikte vermeiden – durch aktives Zuhören und Verständnis
Konflikte entstehen in Projekten oft durch Missverständnisse und unterschiedliche Meinungen. Clear Leadership hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, aktiv zuzuhören und Verständnis zu zeigen.
Durch die Prinzipien des Clear Leadership wurde mir bewusst, dass aktives Zuhören und die Ermutigung zu offener Kommunikation entscheidend sind, um Konflikte zu vermeiden. Eine Studie von Rogers und Farson (1957) zeigt, dass aktives Zuhören die Teamkohäsion stärkt und das Vertrauen innerhalb der Gruppe fördert. Weitere Forschungen, wie die von Brown und Levinson (1987), unterstützen diese Erkenntnisse und verdeutlichen, dass empathische Kommunikation entscheidend für den Aufbau eines positiven Arbeitsumfelds ist.
Bei einer hitzigen Diskussion im Team habe ich das ausprobiert: Anstatt sofort Partei zu ergreifen, habe ich beide Seiten gebeten, ihre Sichtweise zu erklären, und aktiv zugehört. Dadurch wurde klar, dass die Konflikte hauptsächlich auf einem Missverständnis basierten, und wir konnten gemeinsam eine Lösung finden. Clear Leadership zeigt, dass aktives Zuhören oft der Schlüssel zur Konfliktlösung ist.
5. Emotionen managen – besonders die eigenen
Eine Herausforderung, mit der ich immer noch kämpfe, ist das bewusste Managen von Emotionen. Clean Leadership bedeutet nicht, Emotionen zu unterdrücken – im Gegenteil. Es geht darum, die eigenen Gefühle so zu reflektieren, dass sie nicht zur Belastung des Teams werden. Forschungen von Goleman (1995) zeigen, dass emotionale Intelligenz entscheidend ist für erfolgreiche Führung, da sie den Umgang mit eigenen und fremden Emotionen verbessert.
Mir wurde bewusst, dass es wichtig ist, meine Unsicherheit und mein Empfinden offen anzusprechen, anstatt sie hinter übermäßiger Kontrolle zu verstecken oder zu glauben, dass ich meine Emotionen einfach ausschalten kann. Emotionen sind ein wesentlicher Teil dessen, was uns als Menschen ausmacht. Es war aufschlussreich für mich zu erfahren, dass ich nach außen hin viele Emotionen ausstrahle – vielen dank an das Johari-Fenster. Ein weiterer blinder Fleck, der ans Licht gekommen ist.
6. Ein Weg der kontinuierlichen Entwicklung
Clean Leadership ist kein Zustand, sondern ein Prozess, den ich gerade erst kennengelernt habe. Es gibt bereits jetzt Momente, in denen ich merke, dass ich in alte Muster verfalle und versuche, Dinge selbst zu regeln. Aber jeder dieser Momente bietet eine Chance, zu reflektieren und es beim nächsten Mal besser zu machen. Wichtig ist, sich immer wieder zu erinnern, dass meine Aufgabe als Projektleiter nicht darin besteht, alle Antworten zu haben, sondern den Raum zu schaffen, in dem andere wachsen können.
Am Ende des Tages zeigt sich erfolgreiche Führung daran, ob Menschen gerne mit mir zusammenarbeiten, ob sie ihre Stärken voll entfalten können und ob sie das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. Clean Leadership bietet den Weg dorthin – nicht durch große Worte, sondern durch klares, bewusstes Handeln.
Schlussfolgerung
Als Projektleiter habe ich viele der Punkte intuitiv angewendet, aber ich habe die Methode des Clean Leadership gerade erst kennengelernt. Erst durch bewusstes und konsequentes Handeln habe ich erfahren, wie viel effizienter und harmonischer Projekte ablaufen können, wenn Klarheit in der Kommunikation herrscht. Besonders der Punkt der bewussten Integration von Gefühlen bleibt für mich eine Baustelle, an der ich weiterhin arbeite. Mein Ziel ist es, Projekte so zu führen, dass Missverständnisse gar nicht erst entstehen und das Team sich gestärkt und motiviert fühlt.
Der Wandel hin zu einer saubereren, klareren Art der Führung ist keine leichte Aufgabe, aber eine, die sich auszahlt. Weniger Kontrolle, mehr Klarheit, mehr Vertrauen – das sind die Schlüssel, die Clean Leadership ausmachen. Durch die Erkenntnisse, die ich bisher aus der Methode gewonnen habe, kann ich nun viel bewusster handeln. Es ist ein Prozess, den ich gerade erst kennengelernt habe und der nie endet, weil wir alle immer weiter lernen können, wie wir Hindernisse abbauen und den Raum für Wachstum schaffen.
Für alle, die sich auf diesen Weg machen: Es lohnt sich, auch wenn es schwierig ist. Unseren Teams die Freiheit zu geben, die sie brauchen, ist sicherlich eine Herausforderung – doch gerade darin liegt auch das Potenzial für die schönsten Erfolge.
Clean Leadership: 6 einfache Wege zu nachhaltigem Erfolg